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Dermatologie

Diagnostische Verfahren

Klebebandabklatsch

Beim Klebebandabklatsch wird ein durchsichtiger Klebebandstreifen von der Länge eines Objektträgers mehrfach mit der klebenden Seite auf die Hautoberfläche bzw. auf Schuppen und Haare gedrückt und danach mitsamt dem daran haftenden Material auf den Objektträger geklebt und mikroskopisch untersucht.

Insbesondere bei Schuppenbildung im Rückenbereich zusammen mit Juckreiz werden Klebebandabklatschproben genommen, um Cheyletiellen nachzuweisen oder als Ursache auszuschließen

 

Dieser schnelle, billige und schmerzlose Untersuchung dient dem direkten Nachweis oberflächlich lebender Ektoparasiten: Mit dieser Technik können Flöhe/Flohkot, Zecken, Läuse, Haarlinge, Cheyletiella-Milben und ihre Eier, Herbstgrasmilben, die oberflächlich lebende seltenere Demodexart Demodex cornei beim Hund und evtl. auch ektopische Ohrmilben nachgewiesen werden.

Hautgeschabsel (oberflächlich und tief)

Hautgeschabsel werden in allen Fällen durchgeführt, wo ein Milbenbefall nicht auszuschließen ist, also nahezu bei allen Tieren mit Hauterkrankungen. Je nach Art der Veränderungen und der vermuteten Milben werden entweder oberflächliche oder tiefe Hautgeschabsel entnommen.

Für oberflächliche und tiefe Hautgeschabsel werden Objektträger, stumpfe bauchige Skalpellklingen, Paraffinöl, Deckgläschen und ein Mikroskop benötigt. Für diese schnelle, weitgehend schmerzlose und diagnostisch wertvolle Untersuchung ist eine Sedation des Tieres nicht erforderlich.

Tiefe Hautgeschabsel werden durchgeführt, um die in den Haarfollikeln (Haarbälgen) lebenden Demodexmilben Demodex canis (Haarbalgmilben) nachzuweisen oder auszuschließen (--> Demodikose).

Hier wird eine Hautfalte an der veränderten Hautstelle gebildet und die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger leicht gequetscht, um die Demodexmilben aus der Tiefe der Haarfollikel und Talgdrüsen an die Oberfläche zu bringen. Mit einer Skalpellklinge, auf die man etwas Paraffinöl aufgebracht hat, wird die Haut in Wuchsrichtung der Haare so lange geschabt, bis kapilläres Blut sichtbar ist. Erst dann ist man sicher, auch bis zum Lebensraum dieser Milben vorgedrungen zu sein.

Das gewonnene Material (Haare, Hautschuppen und Zelldetritus) wird auf einen Objektträger mit einem Tropfen Paraffinöl verbracht, mit diesem vermischt, mit einem Deckgläschen abgedeckt und sofort mikroskopisch untersucht.

Entnahme und mikroskopische Untersuchung eines tiefen Hautgeschabsels

Zahlreiche Demodex-Milben in unterschiedlichen Entwicklungsstadien erlauben die Diagnose Demodikose (die dann noch weiter spezifiziert werden muss)

Wartet man zu lange oder ist der Versandweg für die Probe zu lang, kann dies zu falsch-negativen Ergebnissen führen, weil die an das Leben im Haarfollikel perfekt adaptierten Milben unter der Einwirkung von Licht und Sauerstoff rel. schnell absterben und dann nicht mehr sichtbar sind.

Oberflächliche Hautgeschabsel dienen dem Nachweis aller übrigen Milben, also sämtlicher Milbenarten mit Lebensraum auf der Haut oder in den obersten Epidermisschichten: Sarcoptesmilben, (ektopische) Ohrmilben, Notoedresmilben, Cheyletiellen, Herbstgrasmilben, rote Vogelmilben. Gelegentlich findet man auch Flohkot oder Eier größerer Parasiten wie Läuse oder Haarlinge (Nissen).

Die Materialien sind die gleichen wie bei den tiefen Hautgeschabseln. Bei oberflächlichen Geschabseln wird die Haut nicht gequetscht, sondern zwischen Daumen und Zeigefinger gespannt und ein Areal von etwa 2€-Stück-Größe in Wuchsrichtung der Haare geschabt. Das gewonnene Material wird mit dem Paraffinöl auf dem Objektträger vermischt und das Präparat abgedeckt und zügig untersucht. 

Entnahme und Untersuchung eines oberflächlichen Geschabsels, z.B. zum Nachweis von Sarcoptesmilben und -eiern (unten)

Da die oberflächlichen Milben sehr mobil sind und durch das Paraffinöl nicht abgetötet werden, empfiehlt es sich auch hier, die Proben zügig zu untersuchen und möglichst nicht ins Fremdlabor zu schicken: die Gefahr, dass die Milben den Objektträger verlassen und deshalb nicht mehr nachgewiesen werden können, ist verhältnismäßig groß.

Sowohl oberflächliche als auch tiefe Hautgeschabsel dienen dem direkten Erregernachweis. Korrekt durchgeführt, sind sie schnell, praktisch schmerzlos, kostengünstig und von hoher diagnostischer Aussagekraft. Es gibt kaum "Hautpatienten", bei denen keine oberflächlichen oder tiefen Hautgeschabsel indiziert sind!

Flohkamm

Auch die Untersuchung mit dem Flohkamm gehört zu den dermatologischen Standarduntersuchungen und sollte grundsätzlich bei keinem Tier mit Hautproblemen oder Juckreiz vergessen werden: Flöhe können eine Vielzahl von Symptomen und vielgestaltige allergische Reaktionen auslösen. Ein unerkannter Flohbefall kann aber auch die Ergebnisse zahlreicher Untersuchungen wie beispielsweise Allergietests verfälschen.
Mit dem Flohkamm wird der Patient in Wuchsrichtung der Haare systematisch vom Nacken bis zum Rutenansatz durchgekämmt und das ausgekämmte Material zunächst mit bloßem Auge begutachtet: Nicht selten findet man so erwachsene lebende Flöhe, die unschwer zu erkennen sind, oder Zecken, Haarlinge, Läuse und deren Eier.



Befinden sich kleine dunkle Krümel im Material, sollten sie auf ein feuchtes weißes Papiertaschentuch o.ä. verbracht und verrieben werden. Färben sie sich dann rostbraun bis rot, enthalten sie verdautes Blut, es handelt sich also um Flohkot.



Ausgekämmtes Material kann auch, insbesondere wenn es viele Schuppen enthält, unter dem Mikroskop direkt oder nach einer Anreicherung untersucht werden. So können auch geringe Zahlen von sehr oberflächlich lebenden Milben wie Cheyletiellen und deren Eier, ektopische Ohrmilben etc. festgestellt werden.

Intrakutantest (IKT)

Wozu dient der Intrakutantest?

Der Intrakutantest dient ebensowenig wie "Blut-Allergietests" zur Diagnose einer Allergie! Vielmehr erlaubt er die Identifikation der Allergene, die bei dem jeweiligen Patienten mit atopischer Dermatitis die allergischen Reaktionen (in erster Linie den Juckreiz) verursachen.

Die Diagnose der Erkrankung selbst dagegen stellt der Dermatologe/die Dermatologin klinisch nach den vorherigen Untersuchungen und den Ausschluss anderer juckender Hauterkrankungen wie Milbenbefall etc. (--> Atopische Dermatitis)

Wie viele Allergene soll der Test enthalten? Wer führt ihn durch?
Der Intrakutantest gilt nach wie vor als der "Gold Standard" in der Diagnostik der Atopischen Dermatitis.

Nach verschiedenen Studien sollte der Intrakutantest mindestens 30 Allergene und möglichst keine Gruppenallergene enthalten, um ein wirklich aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen. Die Allergene, die dabei verwendet werden, werden ständig evaluiert und eventuell ergänzt oder ersetzt.

Man unterscheidet saisonale Allergene (Gräser-, Kräuter-, Unkräuter-, Baum-, Getreidepollen etc.) von nicht-saisonalen Allergenen (Hausstaubmilben, Wolle, Federn, Futtermilben etc.). Welche Allergene der Test enthält, richtet sich auch nach den örtlichen Gegebenheiten (welche Pollen sind besonders häufig?) und wird in Abstimmung mit dem Human-Allergologen entschieden.

Der von uns verwendete (individuell von uns zusammengestellte und jährlich evaluierte) Allergietest enthält derzeit 48 Testallergene.

Da die Testallergene sehr teuer und nur kurz haltbar sind und die Auswertung von Intrakutantests einer gewissen Übung bedarf, werden IKTs meist nur von wenigen, auf Hautkrankheiten spezialisierten Tierärzt*innen angeboten. 1-2 Intrakutantests sind pro Woche im Durchschnitt erforderlich, damit man einerseits die nötige Übung und Erfahrung besitzt, andererseits die teuren und nur kurz haltbaren Allergene nicht vorzeitig ablaufen.

Warum wird ein Intrakutantest durchgeführt?

Mit dem Intrakutantest sollen die Allergene identifiziert werden, die bei dem jeweiligen Patienten zu den allergischen Symptomen führen. Will man diese Allergene bestimmen, ist man normalerweise auch zur gezielten Behandlung, nämlich in erster Linie zu der allergenspezifischen Desensibilisierung, bereit (nur in wenigen Fällen weist der IKT Allergene nach, die dann später auch vermieden werden können).

Ist dies nicht der Fall, soll der Patient weiterhin symptomatisch, also gegen Juckreiz, Bakterien, Hefepilze etc., behandelt werden, ist die genaue Allergenbestimmung mittels IKT unnötig: Soll der Patient beispielsweise weiter nur mit Cortison oder seinen juckreizhemmenden Alternativen behandelt werden, ist es nicht relevant, ob nun Birken-, Spitzwegerich- oder Löwenzahnpollen für den Juckreiz verantwortlich sind.

Zur Diagnose einer atopischen Dermatitis ist dieser Test, wie gesagt, genauso wenig geeignet wie ein "Blutallergietest".

Wann ist der beste Testzeitpunkt?

Bei Hunden mit ganzjährigen Symptomen kann der Intrakutantest auch ganzjährig durchgeführt werden, es gibt keinen besonders geeigneten oder nicht geeigneten Zeitpunkt.

Sind die Symptome rein saisonal oder deutlich saisonal schlimmer, empfiehlt sich die Testdurchführung unmittelbar nach Ende der "Allergiesaison" (bis etwa 2 Monate später): Ist der Hund also im Winter völlig beschwerdefrei und kratzt sich von März bis September, sollte der Test zwischen Ende September und Mitte November durchgeführt werden.

Im Gegensatz dazu werden "Blut-Allergietests", die die Menge zirkulierenden allergenspezifischen IgEs messen, zum Höhepunkt der klinischen Symptomatik durchgeführt. Für sie gelten ähnliche "Wartezeiten" wie für den IKT  (--> Atopische Dermatitis).

Was ist vor einem Intrakutantest zu beachten?

Vor der Durchführung des Intrakutantests müssen alle Faktoren ausgeschlossen werden, die das Testergebnis falsch-positiv oder falsch-negativ machen können. Ausgeschlossen werden sollten zuvor alle möglichen Ursachen für eine sogenannte vermehrte IgE-Produktion, also speziell alle Parasiten auf und im Patienten.

Der Testbereich seitlich am Brustkorb muss unbedingt frei von Hautveränderungen sein, die meisten Dermatolog*innen empfehlen eine mindestens zweiwöchige vorherige Behandlung von bakteriellen und/oder durch Malassezien bedingten Hautentzündungen.

Soll eine Hündin getestet werden, darf sie nicht läufig, tragend, laktierend oder scheinträchtig sein - die weiblichen Geschlechtshormone, die sehr ähnlich wie Cortison aufgebaut sind, können das Testergebnis massiv beeinflussen.

Wartezeiten gelten für diverse Medikamente, die den Intrakutantest beeinflussen können. Cortisonhaltige Präparate (auch Salben, Lösungen, Sprays, Augen- und Ohrentropfen!) müssen mindestens 2 Wochen, je nach Corticoid bis zu 6 Monaten abgesetzt sein, Antihistaminika mindestens 2 Wochen etc. etc.

Wird bei Ihrem Hund ein Intrakutantest empfohlen, werden wir alle für die Vorbereitung relevanten Punkte mit Ihnen besprechen und eine "Checkliste" mitgeben. So wird sichergestellt, dass der Test zum vereinbarten Termin auch durchführbar ist und keine Verfälschungen zu erwarten sind.

Sollten Zweifel bestehen - etwa ob ein Medikament lange genug abgesetzt wurde -, führen wir einen sogenannten Vortest durch, bei dem - ohne Sedation - nur Positiv- und Negativkontrolle seitlich am Thorax injiziert werden. Reagieren diese wunschgemäß, kann getestet werden. Reagiert die Positivkontrolle zu schwach (die ja als Referenzwert für die stärkstmögliche Reaktion auf ein Testallergen dient), wird der Test um 2-3 Wochen verschoben.


Wie wird der Test durchgeführt?

Vor Testbeginn wird der Hund in der Regel leicht sediert (ruhiggestellt). Dies ist erforderlich, weil die meisten Hunde sich die folgenden Maßnahmen (Ausscheren des Testareals, Verabreichen von mindestens 50 Spritzen und 30 Minuten ruhig liegen, bis der Test 2x abgelesen wurde), nicht ohne Weiteres gefallen lassen.

Fixiert man die Tiere aber "mit Gewalt", regen sie sich so auf und setzen so viel Cortison dabei frei, dass das gesamte Testergebnis unbrauchbar wird. Und das Verhältnis zum Tierarzt/zur Tierärztin ist meist auf Dauer gestört!

Ein Hautfeld in der Größe von etwa 15x20 cm (für 48 Allergene plus Kontrolllösungen wie bei uns üblich) wird seitlich am Brustkorb ausgeschoren und die Injektionsstellen für die Testallergene mittels Filzstift markiert (immer 10 in einer Reihe). 

Nun werden kleine Mengen der Positiv- und Negativkontrollen sowie der Testallergene mit einer feinen Nadel in die obersten Hautschichten gespritzt. Da jeder Patient unterschiedlich stark mit Rötung, Schwellung und Quaddelbildung reagiert, sind die standardisierten Mengen von Positiv- und Negativkontrolle erforderlich.

Innerhalb von 30 Minuten wird der Test 2x abgelesen. Dabei werden alle Reaktionen in Relation zu den Positiv- und Negativkontrollen gesetzt und von + bis +++ bewertet. Um relevant zu sein, muss eine Reaktion mindestens die Stärke ++ haben.

 


Wie wird das Testergebnis interpretiert?

Zum Schluss werden die positiven Testergebnisse damit verglichen, wann und wo der Patient klinische Symptome zeigt. Eine positive Reaktion im Test erklärt nämlich nicht automatisch die Symptome: Reagiert der Hund beispielsweise stark positiv auf Hausstaubmilben und juckt er sich vor allem im Haus und in Räumen mit hoher Hausstaubmilbenkonzentration wie im Schlafzimmer, passen die Testreaktion und die Symptome zusammen. Zeigt der Hund aber den Juckreiz während der warmen Jahreszeit und immer dann, wenn er draußen ist oder nach einem Spaziergang durch Wiesen, kann dies sicher nicht mit einer "Hausstaubmilbenallergie" erklärt werden.

Was geschieht nach dem Intrakutantest?

Sind die auslösenden Allergene ermittelt, können sie grob in 3 Gruppen eingeteilt werden:

In die erste Gruppe kommen diejenigen Allergene, die vermieden werden können (z.B. Heumilben oder Pferdeepithelien, wenn der Hund beispielsweise gewohnt ist, mit in den Pferdestall zu gehen und dies künftig dann vermieden werden kann).

In die zweite Gruppe diejenigen, deren Kontakt reduziert werden können (z.B. Schimmelpilze, Federn) und in die dritte, meist größte Gruppe, diejenigen, die unvermeidbar sind.  In diese Gruppe gehören beispielsweise Pollen von Gräsern, Kräutern, Unkräutern, Getreide oder meist auch Hausstaubmilben.

Aus der dritten Gruppe werden meist auch die sogenannten relevanten Allergene für die sich anschließende allergenspezifische Desensibilisierung (ASIT) gewonnen, also Allergene, die mindestens 4 Monate im Jahr einwirken und die nicht vermeidbar sind.

Nach dem IKT können natürlich sämtliche Medikamente, die vorher wegen Wartezeiten nicht gegeben werden konnten, wieder eingesetzt werden.

Zytologische Untersuchungen

Die mikroskopische Untersuchung gefärbter zytologischer Präparate gehört zu den Standarduntersuchungen in der Dermatologie. Besonders gebräuchlich und hilfreich ist sie bei allen entzündlichen oder eventuell entzündlich bedingten Hautveränderungen (-->Bakterielle Hautinfektionen, --> Malassezien-Dermatitis), bei Ohrentzündungen (--> Otitis externa), bei Pusteln, Krusten oder fistelnden Hautveränderungen.

Auch sogenannte Feinnadelbiopsien von Knoten oder Neubildungen werden mit dieser Methode untersucht (--> Hauttumore). Hier werden mit einer feinen Kanüle mit oder ohne aufgesetzte Spritze Zellen aus der Zubildung entnommen, auf einen Objekträger aufgebracht, ausgestrichen, angefärbt und mikroskopisch untersucht.


Die Abklatschzytologie ist das gebräuchlichste Verfahren zur Gewinnung zytologischer Präparate: Je nach Entnahmeort wird entweder ein Objektträger oder ein Klebebandstreifen (in Hautfalten oder im Zwischenzehenbereich) mehrfach kurz auf die Haut aufgedrückt, an der Luft getrocknet, hitzefixiert und dann mit speziellen differenzierenden Färbelösungen gefärbt.

Entnahme einer Abklatschzytologie und Färbung mit DiffQuik

 

 

Abstriche (aus Ohren, Mundhöhle, tiefen Hautfalten etc.) werden auf einem Objektträger ausgerollt, Punktate ausgestrichen, hitzefixiert und dann angefärbt.

Ohrabstrich mit Kokken und kleinen Stäbchen

 

In der Praxis am gebräuchlichsten sind Schnellfärbungen vom Romanowsky-Typ wie beispielsweise DiffQuik. Bei dieser Färbung handelt es sich um eine Tauchfärbung, bei der das hitzefixierte Präparat mehrfach hintereinander für einige Sekunden in die drei Lösungen eingetaucht und hinterher abgespült wird (dauert etwa 1 Minute). Nach dem Trocknen des Präparates wird es mit 1000facher Vergrößerung mikroskopisch untersucht.

Im ersten Schritt werden entzündliche von nicht-entzündlichen Reaktionen unterschieden. Je nach Art der beteiligten Keime (Bakterien, Malassezien, andere ) etwa bei Hautentzündungen oder Ohrabstrichen kann so entschieden werden, welche Medikamente bei diesem Patienten am sinnvollsten eingesetzt werden, und sofort eine entsprechende gezielte Therapie eingeleitet werden.

oberflächliche bakterielle Entzündung mit Kokken

 

Handelt es sich um kleine Stäbchen, insbesondere bei fistelnden Veränderungen oder chronischen bzw. rezidivierenden Ohrenentzündungen, wird eine Probe zur kulturellen Untersuchung und Antibiogramm entnommen, damit das optimale Präparat ausgewählt werden kann. 

tiefe bakterielle Entzündung

Auch zur Therapiekontrolle sind diese Untersuchungen unverzichtbar.

In manchen Fällen kann diese Untersuchungsmethode sogar helfen, Aussagen über die voraussichtliche Behandlungsdauer zu machen: Werden beispielsweise in Präparaten von fistelnden Hautveränderungen Keratinteile (von Haarbruchstücken) gefunden, kann man von einer minimalen Behandlungsdauer von 6-8 Wochen ausgehen - so lange dauert es im günstigsten Fall, bis der Körper diese Substanz abgebaut hat.


Sind die Veränderungen nicht-entzündlich, können die beteiligten Zellen Anhaltspunkte für ein tumoröses Geschehen bieten und eventuell schon die Art des Tumors bestimmen lassen (z.B. bei Mastzelltumoren). Dies ist für die Planung einer chirurgischen Entfernung von großem Vorteil - Mastzelltumoren müssen beispielsweise mit weiten Rändern in der Umgebung sowie in der Tiefe entfernt werden, bei den meisten anderen Hauttumoren ist dies nicht erforderlich.

Zytologisches Bild bei Mastzelltumor - unverwechselbar die runden Zellen mit metachromatischer (violetter) Granula auch zwischen den Zellen

Auch immunvermittelte Erkrankungen wie beispielsweise die eosinophile Follikulitis und Furunkulose und Autoimmunerkrankungen wie Pemphigus foliaceus haben charakteristische Zellbilder, die in vielen Fällen ohne die Entnahme von Gewebeproben bereits die Diagnose der Erkrankung erlauben.

Dieser zytologische Befund (akantholytische Zellen und neutrophile Granulozyten) ist typisch für Pemphigus foliaceus

Trichogramm ("Hair pluck")

Diese nicht invasive, schnelle und kostengünstige Untersuchungstechnik wird meist unterschätzt - sie liefert eine Vielzahl von Informationen binnen kürzester Zeit.

Beim Trichogramm wird ein kleines Büschel Haare mit einer Klemme oder eine Pinzette ausgezupft, auf einen Objektträger mit einem Tropfen Paraffinöl aufgebracht, abgedeckt und ungefärbt mit 100facher Vergrößerung untersucht. Dabei geht man systematisch vor und befundet Haarwurzel, Haarschaft und Haarspitzen.

An der Haarwurzel können sich bei Demodikose Demodex-Milben nachweisen lassen. Ein Trichogramm ist eine sehr geschätzte Alternative zum --> tiefen Hautgeschabsel an Lokalisationen, die entweder sehr schmerzhaft sind (entzündete Pfoten) oder an denen eine Entnahme mittels Skalpell am unsedierten Tier gefährlich sein könnte (beispielsweise im Gesicht bei jungen, temperamentvollen Hunden). Diese Methode ist nur im positiven Falle beweisend (--> Demodikose des Hundes).

Weiterhin kann man im Trichogramm den Wachstumsstand der Haare beurteilen, also sehen, ob sie in der telogenen oder anagenen Phase  sind und in welchem Verhältnis diese Stadien zueinander stehen. Dies ist insbesondere bei hormonellen Störungen wie --> Hypothyreose und --> Cushing-Erkrankung von Bedeutung, wo ein sogenannter telogener Arrest charakteristisch ist.

Demodex-Milben im Trichogramm

Am Haarschaft lassen sich Veränderungen der Haarrinde beispielsweise durch Selbsttraumatisierung erkennen (beliebtes Testverfahren bei --> feliner selbstinduzierter Alopezie, wo etwa 90% der Katzen sich vom Besitzer unbemerkt die Haare auslecken).

Natürlich können auch Ektoparasiten mit sehr oberflächlichem Lebensraum im Trichogramm nachgewiesen werden (vor allem Läuse, Haarlinge, Flöhe, --> Cheyletiellen)  und die Eier von den Parasiten, die sie an die Haare kleben (Läuse, Haarlinge, --> Cheyletiellen).

Ein diagnostisches Verfahren von hoher Aussagekraft: oben links zum Vergleich normales Haar, oben rechts große Pigmentklumpen im Haar (Makromelanosomen), Mitte links geschädigter Haarschaft durch Lecken (Katze mit FSA), rechts geschädigtes Haar bei Dermatophytose, unten links telogene Haarwurzel, Mitte anagene Haarwurzel, rechts Demodex-Milben an den Haarwurzeln

Weiterhin kann am Haarschaft eine Schädigung durch das von Dermatophyten produzierte Enzym Keratinase sichtbar werden (--> Dermatophytose), oft zusammen mit Pilzsporen und/-oder -hyphen. Es handelt sich um eine Screening-Untersuchung bei Verdacht auf Dermatophytose, der sich dann entsprechende weitere Untersuchungen (Pilzkultur mit Differenzierung, Dermatophyten-PCR) anschließen sollten. 

Durch die Keratinase der Pilze geschädigtes Haar im Trichogramm

 

Innerhalb des Haarschafts lassen sich mit dieser Untersuchung auch große Pigmentklumpen (Makromelanosomen) und dadurch bedingter Haarbruch nachweisen. Dieser Befund ist bei manchen erblich bedingten Erkrankungen wie Follikeldysplasie der schwarzen Haare oder Farbmutantenalopezie charakteristisch.

Auch die Haarspitzen sind insbesondere bei Verdacht auf --> feline selbstinduzierte Alopezie von hoher diagnostischer Bedeutung: sind sie abgebrochen oder ausgefranst, ist dies der Nachweis einer Selbsttraumatisierung. Laufen sie spitz aus, sind sie nicht traumatisiert.

Abgebrochene Haarspitzen im Trichogramm als Zeichen einer Selbsttraumatisierung (Katze mit --> FSA)

Biopsien (Gewebeproben) zur histopathologischen Untersuchung

Wann werden Gewebeproben entnommen (Indikationen)?

Biopsien sollten in allen Fällen entnommen werden, in denen die vermutete Ursache der Hauterkrankung im Bereich der tieferen Hautschichten liegt, Autoimmunerkrankungen, Störungen im Bereich der Haarfollikel, Pigmentierungsstörungen oder Tumorerkrankungen der Haut vermutet werden. Außerdem in allen Fällen, wo aufgrund einer scheinbar sicheren Diagnose die korrekte Behandlung nicht den gewünschten Erfolg zeigt, sowie bei "untypischen" Veränderungen, also Veränderungen, die nicht zu einer Erkrankung passen oder erst unter einer Therapie auftreten.

Was ist vor der Entnahme zu beachten?

Bei den meisten Hauterkrankungen sind die wichtigsten Informationen im Bereich der Epidermis, also der obersten Hautschicht, zu finden. Dementsprechend ist es für gute und aussagekräftige Resultate entscheidend, dass die Epidermis nicht verändert ist oder fehlt (z.B. weil das Tier sie durch Kratzen geschädigt hat oder sie bei ulzerativen Veränderungen bereits fehlt).

Hunde mit starken Veränderungen durch Entzündungsreaktionen an den geplanten Entnahmestellen sollten zuvor mindestens 2 Wochen mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden, damit die Entzündung bei der Probenentnahme verschwunden ist.

Geschieht dies nicht, können die Entzündungszellen nämlich alle eventuell noch vorliegenden, oft sehr subtilen Veränderungen durch die eigentliche Erkrankung maskieren, und selbst der beste Histopathologe/die Histopathologin kann keine ursächliche Diagnose stellen, sondern lediglich zur Wiederholung der Probenentnahme nach entsprechender Behandlung raten.

Corticoide haben einen wesentlichen Einfluss auf die Haut (--> Cushing-Erkrankung). Daher sollte die Gabe von Cortisonpräparaten örtlich und in Form von Tabletten oder Spritzen mindestens 2 Wochen vor Probenentnahme unterbleiben, je nach verwendetem Präparat auch deutlich länger. Corticoide haben erheblichen Einfluss auf die Hautdicke, die elastischen und kollagenen Fasern, die Zellen in der Haut etc. Wird eine Probe unter Cortisoneinfluss entnommen, besteht die Gefahr, dass der Histopathologe/die Histopathologin eine typisch hormonelle Störung diagnostiziert, die in Wirklichkeit durch die Behandlung imitiert wurde, und die eigentliche Erkrankung gar nicht feststellen kann.

Insbesondere Corticoide zur örtlichen Behandlung sind sehr häufig in Salben, Cremes, Lösungen etc. enthalten und oft vom Laien anhand ihres Wirkstoffnamens gar nicht als solche zu identifizieren. Bitte wenden Sie kein Präparat lokal an, wenn die Entnahme von Gewebeproben geplant ist, ohne Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt/der behandelnden Tierärztin gehalten zu haben.

Auch andere Wirkstoffe mit Wirkung auf Zellen in der Epidermis und auf Talgdrüsen etc. sollten zumindest eine Woche zuvor nicht mehr angewendet werden (z.B. Benzoylperoxid). 

Es versteht sich von selbst, dass die Epidermis auch ansonsten vor einer Biopsieentnahme nicht irritiert oder traumatisiert werden darf. Scheren und auch Trimmen des Hundes sollten unbedingt unterbleiben.

Welche Entnahmetechniken gibt es?

In den meisten Fällen werden sogenannte Stanzbiopsien entnommen. Hierzu wird ein sogenannter "Biopsy punch", eine Art rundgeschliffenes Skalpell, benutzt. Minimum sind 3 Biopsien von unterschiedlichen Lokalisationen, um wirklich verwertbare Resultate zu erhalten. Preislich besteht kein Unterschied - sowohl die Entnahme als auch die histopathologische Untersuchung von 3 Stanzproben kosten soviel wie eine einzige.

Der international gebräuchliche Durchmesser für eine aussagekräftige Probe ist 6 mm, in Ausnahmefällen (spezielle Stellen und sehr kleine Tiere) auch nur 4 mm. Diesen Punch, der rechtwinklig am Entnahmeort auf die Hautoberfläche aufgesetzt wird, dreht man so lange in einer Richtung, bis die Unterhaut (Subcutis) erreicht ist. Die Probe wird dann mittels Scherenschlag von der Unterhaut getrennt und die Hautwunde mit einem selbstauflösenden Faden meist nur mit einem Stich verschlossen.
Die sogenannte Skalpellbiopsie wird ähnlich durchgeführt. Wie der Name schon sagt, wird hier mit einem Skalpell ein ellipsenförmiges Hautstück entnommen und die Wunde anschließend genauso verschlossen wie bei einer Stanzbiopsie.

 

Entnahme einer Stanzbiopsie - rechts unten die mit einem Einzelheft verschlossene und kaum sichtbare Entnahmestelle



Wie werden die Proben entnommen?

Die Entnahmestellen werden sorgfältig ausgewählt und sollten möglichst repräsentativ sein. Wieder darf die Epidermis nicht verändert werden, Ausscheren, Desinfizieren, Vereisen o.ä. ist strikt verboten und würde die Resultate beeinflussen. Lediglich lange und/oder dichte Haare werden mit einer Schere oder entsprechend eingestellter Schermaschine am Entnahmeort vorsichtig gekürzt.

Die Probenentnahme selbst erfolgt fast immer in kurzer Allgemeinanästhesie. Diese garantiert gute Probenqualität, und die Probenentnahme ist für den Hund schmerzlos. Falls im Einzelfall erforderlich, könnte ein sehr schmerzempfindlicher Entnahmeort noch zusätzlich mittels örtlicher Betäubung behandelt werden.

Kann oder soll aus irgendwelchen Gründen keine Allgemeinanästhesie durchgeführt werden, wird der Entnahmeort mittels Unterspritzens mit Lokalanästhetikum schmerzfrei gemacht und die Probe anschließend entnommen. Hierbei besteht allerdings die Gefahr, dass ein unruhiger, sich wehrender Patient jegliche korrekte Probenentnahme vereitelt und die ganze Prozedur zu nicht verwertbaren Ergebnissen führt, zumal das Lokalanästhetikum für die Biopsieentnahme keinen Sperrkörper enthalten darf und ziemlich stark brennt.

Grundsätzlich erfolgt keine Biopsieentnahme ohne Allgemeinanästhesie am Kopf, speziell im Bereich von Nase, Mundhöhle und Ohrmuscheln, an den Gliedmaßen (speziell Pfoten) und an den Schleimhäuten.

Wie bereits erwähnt, werden mindestens 3 Proben entnommen, bei verschiedenartigen Hautveränderungen am besten von den unterschiedlichen Stadien.

Treten haarlose Stellen oder Änderungen der Pigmentierung auf, wird grundsätzlich eine Probe von unveränderter Haut zum Vergleich für den Histopathologen/die Histopathologin entnommen, üblicherweise aus dem Schulterbereich.

Bei bestimmten Indikationen, beispielsweise Verdacht auf --> granulomatöse Sebadenitis, müssen mindestens 5 Proben entnommen werden.

Generell gilt, dass mehrere Proben die histopathologische Befundung erheblich erleichtern, die Resultate verbessern und für den Patienten völlig unproblematisch sind.

Wie sieht die Nachsorge aus?
Es gibt wenige Hautwunden, die schneller und unkomplizierter heilen als die kleinen Entnahmestellen von Hautbiopsien. Aus diesem Grund werden sie beispielsweise in den USA auch gar nicht genäht, man lässt sie wie Schürfwunden einfach zuheilen. In Deutschland ist es üblich, die Entnahmestellen mit einem oder zwei Stichen zu verschließen - sie heilen so noch etwas schneller und kosmetisch schöner.

Man sollte zwar den Patienten daran hindern, die Stellen zu belecken oder sonst wie zu bearbeiten, aber selbst wenn ein Faden vorzeitig gezogen wird, heilt die Wunde normalerweise ohne weitere Probleme ab. Da in der Regel Nahtmaterial verwendet wird, das sich von selbst auflöst, müssen auch keine Fäden gezogen werden. Wird der Hund regelmäßig gebadet oder shampooniert, sollte man sicherheitshalber für 3-4 Tage damit aussetzen oder die Entnahmestellen auslassen, falls möglich.

Wer untersucht die Proben?

Hautbiopsien sollten von Spezialisten untersucht werden, nämlich von Histopatholog*innen untersucht werden, die sich auf Hautkrankheiten bei Tieren spezialisiert haben ("Veterinär-Dermatohistopatholog*innen") und ständig weiterbilden.

"Normale" Patholog*innen sind mit dem sehr speziellen Fachgebiet Hauterkrankungen nicht selten überfordert, und Kolleg*innen aus der Humanmedizin sind mit den Besonderheiten der Hunde- oder Katzenhaut und deren speziellen Erkrankungen nicht genügend vertraut. Hautproben von Menschen werden aus demselben Grund ja auch nicht in tiermedizinischen Labors befundet.

Die Kombination aus genügend Proben guter Qualität, vollständig ausgefüllten "Begleitpapieren" und erfahrenem Dermato-Histopathologe/Histopathologin sollten zu guten und hilfreichen Resultaten bei Biopsien führen. Die Resultate und die sich anschließenden Konsequenzen im Einzelfall werden in der Regel im persönlichen Gespräch mit dem behandelnden Tierarzt/der behandelnden Tierärztin diskutiert.

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